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    Kunstforum

    Wettbewerb


    Die Herausforderung:

    • Auseinandersetzung mit Natur- und Kulturlandschaft
    • Belastbarkeit Naturraum
    • Nachhaltigkeit für Mensch und Natur
    • Überzeugungsarbeit in vielen Gremien

     

    »Kunst und Wasser im Montafon«

     

    Unsere interessante Reise durch das Montafon begann, als wir eingeladen wurden, ein Konzept zum Thema „Kunst und Wasser im Montafon“ zu erarbeiten. Bevor wir jedoch von unserer Reise berichten, möchten wir kurz den Hintergrund dieses Projektes erläutern.

    Der Projektname „Kunst und Wasser im Montafon“ bot uns viele Wege an, sich diesem Thema zu nähern. Konkretisiert wurde dieses Projekt durch unseren Auftraggeber - dem Stand Montafon. Dieser teilte uns mit, dass das Wasser als „Qualitätsgütesiegel“ für den heimischen Tourismus zu betrachten ist. In der Tat spielt Wasser wirtschaftlich eine bedeutende Rolle im Montafon. Ohne den Rohstoff H2O in flüssiger Form, würden die Turbinen der Vorarlberger Illwerke stillstehen. Außerdem bildet das Wasser in festem Aggregatszustand den Nährboden für den heimischen Tourismus. Doch kann man von der hervorragenden Qualität des Trinkwassers im Tal, auch auf eine gleichwertige Qualität im Tourismus schließen? Mit offenen Augen für die wunderbare Natur, aber auch mit kritischen Blicken gegenüber den  Eingriffen des Menschen in der Natur, begaben wir uns auf die Reise durch das Montafon. Beeindruckt von dem Naturschauspiel, beobachteten wir immer wieder interessiert den Lauf des Wassers: oft nimmt es aufbrausend und kraftvoll den Weg ins Tal, während es sich an anderen Stellen wieder völlig zurückhaltend seine eigene Linie sucht. Der Charakter des Wassers kann sich durchaus mit menschlichen Zügen vergleichen lassen – es kann sanftmütig, kraftprotzend, temperamentvoll, und auch launenhaft sein. Und genau diese Launenhaftigkeit ist es, die die Menschen immer wieder vor neue Aufgaben stellt. Früher lernten die Menschen mit den Launen des Wassers umzugehen, während man heute versucht dem Wasser die Launen auszutreiben. Zum einen wird dies dokumentiert durch alte Holzbrücken und Holzstege, die sich der Natur anpassen und den Lauf des Wassers nicht beeinflussen. Zum anderen sieht man heute immer mehr Lawinen- und Bachverbauungen, die das Wasser in eine vorgegebene Bahn zwängen.

    Weitere aufschlussreiche Erkenntnisse erhielten wir durch die Möglichkeit, dieses Projekt in der Konzeptphase ein Jahr lang zu verfolgen. Dies ermöglichte es uns, Plätze von besonderer Bedeutung zu den unterschiedlichsten Tages- und Jahreszeiten zu besuchen. Für uns war dies eine entscheidende Phase in der Konzeptfindung, da wir eine neue Sichtweise gewinnen konnten, um uns dem Thema „Wasser im 21. Jahrhundert“ anzunehmen. Vor Antritt der Reise durch das Montafon, haben wir uns auch Gedanken darüber gemacht, wie sich Künstler in den vergangenen Jahrhunderten vom Wasser inspirieren ließen.

    Die Formen der Interpretation von Kunst und Wasser sind sehr vielfältig: Zu Beginn der geschichtlichen Überlieferung waren es biblische Motive, welche die Bedeutung des Wassers verkörperten. Später wurde dann das Wasser vom Künstler als Material entdeckt und es entstanden Brunnen und phantasievolle Wasserspiele. Viele Künstler faszinierte es auch die Bewegung des Wassers festzuhalten. So versuchte schon Leonardo da Vinci, Wasser als die unaufhaltbare Bewegung zu konservieren. Später dann, bot das Medium Fotografie Adam Füss die Möglichkeit, die dynamische Form des Wassers durch Eintropfen in das Entwicklerbad festzuhalten. Auf die physikalische Veränderung des Wassers, macht der Künstler Klaus Rinke mit seiner begehbaren Wasseroberfläche aufmerksam. Neben unzähligen spannenden Künstlerprojekten, ist es auch interessant daran zu denken, welche Bemühungen bereits unternommen wurden, um Wasser als Lebensraum zu gewinnen. Beispiele dazu sind die Erschließung der „Docklands“ in London und der Landzungen im Osthafen von Amsterdam als exklusive Wohngegenden. Wasser das bewohnbar wird, sieht auch Heinz Mack in seinem Entwurf einer schwimmenden Vorstadt, für Tokio vor.

     

    Von Tokio und London nun aber zurück zu unserer Auseinandersetzung mit dem Thema „Kunst und Wasser im Montafon“. Für uns stellte sich folgende Frage: Sollen wir uns Gedanken darüber machen, wie sich das Wasser zu Beginn des 21. Jahrhunderts neu in Szene setzen lässt, oder können wir tief greifendere Überlegungen anstellen, um dem lebenswichtigen Element Wasser die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken? Wir entschieden uns bei unserer Projektarbeit für das Letztere. Dabei machten wir es uns zur Aufgabe, die Launen des Wassers verstehen zu lernen, um dann seine dynamische Form abstrakt festhalten zu können. Visualisiert wurde das Zusammenfließen der Gewässer in Form einer “Montafonkarte“, welche von uns als Sensibilitätsfilter eingesetzt wird, wenn es darum geht das Montafon auf die herannahenden Fluten der Erlebnisökonomie vorzubereiten. Die 5 verschiedenen Sensibilitätsstufen fließen ineinander über und sollen weder isoliert betrachtet, noch positiv oder negativ bewertet werden - denn wie so oft im Leben macht es die gesunde Mischung und die ganzheitliche Betrachtungsweise!

    Die Abbildung auf der rechten Seite (oben links) zeigt durch die blaue Linienführung die befruchtende Vernetzung des Wassers im Montafon. Im übertragenen Sinne bedeutet dies das Potential und die Dynamik, welche entsteht wenn Quellen zusammenfließen. Die Belastungen der Natur durch Besiedelung, Straßen, Wege und durch den Tourismus, sind mit roten Linien dargestellt. Das Rot signalisiert die Gefahren, welche entstehen wenn wir aus allen Reserven rücksichtslos schöpfen. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, einen Weg zu finden das Potential „Natur“ nützen zu können, ohne dabei diese lebenswichtigen Reserven aufs Spiel zu setzen.

     

    Das Konzept

     

    Wie wir uns den Potentialen der Natur nähern, zeigen wir Ihnen anhand der eigens dafür kreierten Montafonkarte (Abbildung rechts oben). Unser vorrangiges Ziel ist es dabei, Einheimische und Gäste für die Natur verstärkt zu sensibilisieren.

     

    1. Stufe „Information“: präsentiert Einheimischen und Gästen das organisierte Erholungs- und Unterhaltungsangebot
    2. Stufe „Aktion“: macht auf den Standard der Infrastruktur und dadurch entstehende Vorteile für Unterhaltungs- und Erholungssuchende im Montafon aufmerksam.
    3.  Stufe „Dialog“: gilt als die entscheidendste Sensibilitätsstufe und schlägt die Brücke zwischen Mensch und Natur.
    4. Stufe „Wertschätzung“: stellt die Wertschätzung gegenüber der Natur in denVordergrund
    5. Stufe „Sensibilität“: zeigt auf, was uns die Natur in Wirklichkeit zu bieten hat.

     

    Sollten wir dem Ziel näher kommen, die Menschen für die Natur zu sensibilisieren, würde das „Tourismusunternehmen Montafon“ dem entsprechen, was das „Qualitätsmerkmal Wasser“ vorgibt. Dies ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, welche langfristig geplant werden muss, um eine zielführende, konsequente Realisierung zu gewährleisten.

    Unser Projekt wurde von der Jury ausgezeichnet und geht somit in die zweite und entscheidende Phase. Wir werden alles daran setzen, dieses Konzept aufrecht zu erhalten, damit Sie in Zukunft das Resultat dieses Projektes  positiv im Montafon erleben dürfen. Um Ihnen jetzt schon mehr Zugang zu  diesem Projekt zu ermöglichen, ist es uns ein Anliegen Ihnen abschließend die 5 Sensibilitätsstufen näher zu erläutern.

     

    Sensibilitätsstufe „Information“

     

    Betrachtet man das Verkehrsaufkommen im Montafon, so muss man feststellen, dass diese Belastung nicht nur jene Gäste verursachen, welche ihren Urlaub im Tal verbringen. Verantwortlich dafür ist auch der im Steigen begriffene Tagestourismus mit seinen Durchreisenden im Sommer. Beides sind Faktoren, welche bei der einheimischen Bevölkerung eine zunehmend negative Haltung gegenüber dem Tourismus aufkommen lassen.

    Auf der Informationsebene beginnen wir, Einheimische und Gäste in Richtung Natur zu sensibilisieren. Dies bildet die Basis, um den oben genannten Faktoren entgegenzuwirken. Wir schaffen die „Drehscheibe Montafon“, wo an einem zentralen Platz im Tal, einheimische Betriebe, Vereine, Künstler etc. präsentieren, was sie zum Leben und Erleben im Tal beitragen. Ziel ist es, Gäste für den mehrtägigen Aufenthalt im Montafon zu gewinnen und heimische Tourismusbetriebe zu motivieren, sich hin in Richtung Ganzjahresdestination zu entwickeln. Mit dieser Veränderung gibt es weniger Stoßzeiten bei gleichzeitiger Frequenzsteigerung. Dies ist eine wichtige Aufgabe, um die Wirtschaft im Tal Montafon aufrechtzuerhalten.

     

    Sensibilitätsstufe „Aktion – Dialog“

     

    Die Landschaft im Montafon bietet in Kombination mit der hervorragenden Infrastruktur umfangreiche Möglichkeiten. Um auch auf die Qualität der Dienstleistung aufmerksam zu machen, muss zusätzlich ein sympathisches Unterhaltungsprogramm geschaffen werden. Das Potential des Montafons ist dabei riesig. So können uns die Vielfalt der Jahreszeiten, oder die interessante Geschichte des Tales inspirieren, attraktive Themen für Veranstaltungen aufzuarbeiten. 

    Ein Beispiel für ein Veranstaltungsthema sind die alten Holzbrücken, die uns auf unserer Reise durch das Montafon immer wieder begegneten. Beschäftigt man sich genauer mit den Brücken, stellt man fest, dass diese Brücken Individuen sind. Während sich die eine Brücke mit der Aktionsebene belegen lässt, steht eine andere für die Dialogebene. Beide lassen sich als Kommunikationsbrücken unterschiedlicher Sensibilitätsstufen verstehen.

    Sobald die angebotenen Veranstaltungen eine Niveausteigerung erfahren und gezielter eingesetzt werden, verschiebt sich die Aktionsebene immer mehr in Richtung Dialogebene. Wenn der Mensch dann dadurch wieder in der Lage ist, mit allem was uns die Schöpfung zu bieten hat in Dialog zu treten, erfahren wir auch von einem Bach, einem Berg und einer Brücke, was sie uns zu berichten haben. Werden uns solche Geschichten verbal mitgeteilt, wird zusätzlich noch der Dialog zwischen den Menschen gefördert. Durch diese Dialoge wird nicht nur die Wertschätzung der Menschen untereinander, sondern auch der Natur gegenüber, verbessert.

     

    Sensibilitätsstufe „Wertschätzung“

     

    Den Wert unserer Natur als Kulturgut schätzen zu lernen, ist eine der wichtigsten Aufgaben um das Immunsystem des Tales aufrecht zu erhalten! Das Montafon bietet eine Vielzahl an kraftvollen Orten und attraktiven Plätzen, welche uns einladen Ruhe und Erholung zu finden. Und dennoch – es sind zu wenige Orte, um diese leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Wir wollen diese Zeilen keinesfalls als Aufruf zur Errichtung von Sperrzonen sehen, aber wir möchten einen Beitrag liefern, um Gäste und Einheimische auf die Begegnung mit der Natur vorzubereiten. Unser Projekt soll auch aufzeigen, dass es meist die unberührte Natur ist, welche die größte Faszination für den Reisenden darstellt. Kein inszeniertes Spektakel kann das übertreffen, was die Natur für uns an Potential zu bieten hat. Aber betreten Sie doch einfach selbst so einen kraftvollen Ort und stellen Sie für sich persönlich fest, ob das Schauspiel der Natur nicht imposanter ist, als alles andere.

     

    Stufe „Sensibilität“

     

    Wer alle Sensibilitätsstufen durchreist hat, kann individuelle Informationen herausfiltern, das Abenteuer „Natur“ finden, in interessante Gespräche verwickelt werden, Ruhe und Erholung genießen. Diese Menschen dürfen sich Kraft und Motivation von der Stufe der Sensibilität erhoffen, denn die Kraft der Natur befruchtet uns über alle 5 Sinneswahrnehmungen gleichermaßen. Mehrmals täglich spielt die Natur uns neue Eindrücke zu. Das Schauspiel findet Abwechslung in den Jahreszeiten und seinen Höhepunkt in einer unerschöpflichen Vielzahl an Impressionen. Wenn Sie einen Ihrer bevorzugten Plätze bewusst zu den unterschiedlichsten Tages- und Jahreszeiten besuchen, werden Sie Wertvolles entdecken und eine Veränderung bei sich selbst feststellen!

     

    Christoph Ganahl, Thomas Klas